Sonntag, 8. Juli 2012

with full force - endzeit edition

"Fickt euch doch alle! Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich! ..und dich hasse ich auch!
Ihr seid doch alle Kacke.. Ich hasse euch alle! 
Wir werden echt zu alt für diese Scheiße.."
- Tim - 4 Tage betrunken

So. Nach diversen Duschen in den letzten Tagen, hat sich nun auch die letzte Glitzer-Stimmung aus meinem Brusthaartoupet verabschiedet. Was bleibt, sind eigentlich nur ein neuer, wunderschöner Bräunungsrand am linken Handgelenk durch die Festivalbändchen und eine vermutliche (leichte) Prellung eines meiner linken Rippenbögen..
höchstvermutlich zugezogen, als plötzlich geschätzte 2 1/2 Tonnen Alkohol und Lebendfleisch auf mir drauflagen, in Form von Til, Meini und noch irgendjemandem aus unserer Runde.. aber ich will garnicht wissen, wie es Tim ging, der unter mir lag, oder Kev, der es sich wiederrum direkt unter Tim gemütlich gemacht hatte.. (dabei auch nur so ein ganz kleines bisschen unfreiwillig..)

Da es diesmal eine recht große Anzahl an Bildern ist, gibt es sie nicht (wie sonst) am Ende des Posts, sondern ein wenig aufgeteilt mit ein paar Kommentaren dazwischen, jedoch nicht in absolut chronologischer Ordnung.

crowd
say what?!
treat
chill
meat 'nd flesh
sundown

Jedenfalls fühle ich mich nun wenigstens langsam wieder halbwegs wieder wie ein normaler Mensch, (Zivilisiert möchte ich es nicht nennen, dafür wäre wahrscheinlich mehr als nur ein bisschen Duschen und ein paar Tage Auszeit notwendig, glaub ich..), der sich nichtmehr nur grunzend artikuliert, für die Verrichtung der menschlichen Notdurft den nächstbesten Bauzaun aufsucht, dort schläft wo er umfällt, oder sich zum Aufstehen nach 3 1/2 Stunden Schlaf erstmal ein Radler reinknallt, um erstmal "wieder klar in der Birne zu werden"..
Für Außenstehende, die diese wundervolle, quasikommunistische Festivalanarchie noch nie erlebt haben ("wir saufen alle aus dem selben Napf und fressen alle aus dem selben Topf"), mag das nun erstmal recht abschreckend klingen, aber für uns sind es die vier Tage Urlaub im Jahr, in denen man mal ganz sich selbst sein kann. "Endlich unter normalen Leuten", wie es so schön ein Metal-Festival-Shirt verkündet.
 "Camping ist der Zustand, in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet."
Frank-Markus Barwasser

bliss
reflections
Lenßen und (Sangria)Partner
knock'd out
communication breakdown

Und was natürlich bleibt, sind jede Menge total abgefuckt geile Erinnerungen an eins der in jeder Hinsicht krassesten With Full Forces, die ich bisher erlebt habe (und das sind mitlerweile eine ganze Menge geworden.. sieben an der Zahl seit 2005..). Hier benutze ich mal ganz bewusst, diesen recht profanen, artikulatorischen Maxilativ, denn es dürfte schwierig sein, dieses Festival zu vergessen..

"Die eine Hand macht DingDong, die andere Hand macht DongDing.. Ein Auge zu, Kopf schief, Zunge raus!" 
- frei nach Brock

Es war ein Wochenende der absoluten Extrema (besonders wettertechnisch).. von krachendem Sonnenschein mit 35°Celsius im Schatten bis hin zu gewitterndem Unwetter mit Windstärke 11 (das wäre dann laut Wikipedia orkanartiger Sturm mit Windgeschwindigkeiten zwischen 103 und 117 km/h).
Zur Abwechslung dieser abartigen Hitze gab es am Samstag zwei krasse, halbstündige Stürme. Den ersten, passenderweise zum Festivalheadliner Heaven Shall Burn gegen 23.00Uhr.. Nichtnur, dass der Name der Band zur Wetter-Lightshow passend war, begann es pünktlich zum Song "Endzeit" extrem starker Regen (mit Hagel), vor dem ich mich unter das Zelt des RedBull-Standes retten konnte, da ich meine Kamera und mein Handy in den Hosentaschen hatte, aber natürlich keine Plastiktüte oder ähnliches, um diese wasserfest verstauen und weiterfeiern zu können. 
Das tat jedoch einigen tausend Fans keinen Abbruch, die diese Show wohl auch für HSB zu einem unvergesslichen Abend werden ließen.. diese zockten trotz totaler Nässe (auch auf der Bühne) und halb ausfallender Technik einfach weiter. Obwohl sie den Gig dann doch praktisch vorzeitig abbrechen mussten, kehrten sie nach ein paar Minuten wieder auf die Bühne zurück, als der Regen auch wieder abgeklungen war, und spielten noch ihr komplettes Set fertig.
Zu meiner Überraschung hatte sogar das Feuerwerk das Wetter überstanden und damit gab es ein doppeltes Dankeschön von Band und Veranstaltern an die Fans, die trotz dieses absurden Regens ausgehalten hatten. Von den paartausend Verbliebenen war ich wahrscheinlich einer der wenigen Hundert, die noch halbwegs trocken waren.. Meine Cam hat es mir gedankt, auch wenn ich gern in der Regenparty mit Flo, Til und Anika mitgefeiert hätte..

Es folgen Bilder der Knüppelnacht von Freitag Nacht in der Hardbowl. An diesem Abend packt das Force traditionell die Musik für die härtere Fraktion aus, von Black- und DeathMetal über Grindcore gibt es zwischen 00.00 Uhr und halb 6 Morgens nurnoch ordentliches Geknüppel auf die Ohren.

fuck'it
*bowl
the end of silence
warzone
sunup
Besonders letzteres Bild fängt die abgefahrene Atmosphäre ein, als Debauchery während des Sonnenaufgangs noch ihre Show spielten.. Echt Anstrengend, aber derb geil (und natürlich inklusive Strip-Show.. hehe).

Das wahre, richtige Unwetter folgte jedoch Samstag Nacht, gegen kurz vor 2.00 Uhr.. alle waren nach Heaven Shall Burn umgezogen und wieder wohlig warm eingepackt, als Brock die folgenschweren Worte von sich ließ:
"Hmm, als ich mich das letzte Mal auf genau diesen Stuhl gesetzt habe, hat es am Horizont auch schonmal so geblitzt.."
Es kam, wie es kommen musste, wenige Minuten später versuchten wir verzweifelt unserem Pavillion diverse Flugversuche abzugewöhnen, während in alle Himmelsrichtungen Blitze einschlugen.. Es gipfelte darin, das ich mein Messer zückte ("Ich tu es!") und recht barbarisch unseren Pavillion niedermetztelte, da mir dies die einzige Abhilfe schien, ihn einerseits nicht auf diverse Autos und Zelte fliegen zu lassen und andererseits nicht kollektiv von einem Blitz gegrillt zu werden. Retroperspektiv ist es ziemlich abgefahrenen, wie man dank Adrenalin in solchen Situationen doch plötzlich wieder total klar reagieren und handeln kann, obwohl ich zu dem Zeitpunkt (dank Schlafmangel und Alkoholika) nichtmehr ganz auf der Höhe meiner geistigen Kräfte war.. Im Auto saßen wir im Anschluss jedenfalls sicherer.. (von warm kann auch wieder keine Rede mehr sein, da die Viertelstunde im Sturm ausgereicht hat, wieder komplett zu durchnässen.. für die meisten schon das zweitemal an diesem Tag..) Das man von dem ganzen Chaos auch einfach garnichts mitbekommen kann, machte Tim deutlich, der gemütlich auf der Rückbank des T4 die gesamte Situation verpennte und am nächsten Morgen mit der Frage aufstand, "was zur Hölle wir denn für ne Party gefeiert hätten?!".

Letztlich war es jedenfalls die richtige Entscheidung, wie wir am nächsten Tag erfahren haben, da auf 1B der Blitz auf dem Zeltplatz eingeschlagen war und es dadurch 51 Verletzte (9 davon schwer) gab, von denen 3 Personen sogar wiederbelebt werden mussten.. Nicht zu spaßen mit solchem Wetter..


Glücklicherweise war es am Sonntag wieder recht warm, so das wir alles trocknen konnten.. Absurderweise hatte ich meinen Schlüsselbund über Nacht in meiner feuchten Hose vergessen, so dass ein paar (zum Glück unwichtige) Schlüssel Rost angesetzt haben.. aber das schubbert sich auch schon wieder blank.
Ich war jedenfalls froh, dass wir nicht wieder wie im letzten Jahr, dank Schlechtwetter, schon am Sonntag Vormittag abgereist sind (wie viele Andere auch in diesem Jahr), sondern heldenhaft weitergemacht haben, was dank toller Bands und einem super Sonntag Nachmittag/Abend auch wirklich gelohnt hat.

atmo
boyo!
pyrosis
proxy
..and the Heavens shall Burn..
sparkles

So schaffte ich es sogar auf meine alten Tage mal wieder in die vorderen Reihen einer Festivalband, als ich mir mit Til, Moma und Tim die volle Breitseite bei Trivium geben ließ..
Zum zweiten Song gleich eine Circle Pit in deren Mitte wir uns plötzlich befanden.. also kurzerhand Moma meine Brille in die Hand gedrückt und "Gib ihm!", schön ein paar Runden mitgedreht.. zwar ließen sich Tim und Moma später weiter nach hinten treiben, aber mit Til hielt ich in den vorderen Reihen die Stellung, was besonders gegen Ende hin regelrecht in Arbeit ausartete, da ein Crowdsurfer nach dem anderen über unsere Köpfe hinweggetragen werden musste.. Spaß hat das trotzdem riesigen gemacht!

Eigentlich gäbe es noch so vieles von diesem Wochenende zu erzählen.. erst mein Zusammentreffen mit Arndt, später durch Zufall sogar noch mit unserem ilmenauer Schröderchen,  aber da dieser Post sowieso schon jeglichen Rahmen sprengt, will ich es langsam dabei belassen..

Als letzte Anekdote daher nurnoch die Geschichte von der aberwitzigen (offiziellen) Crew, die mit einem Pritschenwagen und Megaphon am Montagmorgen über das Gelände heizte und die letzten Verbliebenen darauf aufmerksam machte, dass man das Gelände sofort zu verlassen habe, da für den Nachmittag "Testsprengungen" vorbereitet werden, so dass man dann besser nichtmehr anwesend sei.. "Geht nach Hause, Leute.. ehrlich..". Solch eine ironische und witzige Weise, vom Gelände gejagt zu werden habe ich auch noch nie erlebt und hat damit auch wieder bewiesen, dass die Veranstalter des WFF echt immernoch eine ziemlich knorke Truppe sind.

Insgesamt also trotz aller Widrigkeiten einfach nur ein megageiles Festival mit riesengeilen Freunden und neuen Bekannten!



so long, ich freu mich jetzt schon aufs nächste Jahr!
lg
Thomas

 




listened while creating this Post:
The Bones - Bournout Boulevard
The Bones - Straight Flush Ghetto
Dark Tranquillity - Fiction
Iron Maiden - Brave New World
Summoning - Oath Bound