Vor
einer (nicht so übermäßig) langen Zeit,
in einer hundertvier-jährigen Berliner Altbauwohnung.
Es
ist eine dunkle Zeit für die Renovierung.
Obwohl das erste Zimmer geschafft
ist,
haben imperiale Tapeten die Renovatoren in ihrem Vorstoß gehindert
und
zwingen sie in einen harten Stellungskrieg.
Nachdem
er dem Wahnsinn eines Praktiker-Besuches entkommen ist,
hat einer der
Renovatoren ( unter Bauleitung seiner Schwester)
jedoch einen neuen, geheimen
Plan
für die Fortführung der Arbeiten beschlossen.
Die
teuflische Tapete
– von Unmengen an Kleber gehalten –
hat riesige Stellen an
der Wand besetzt,
die sich nur mit größter Kraftanstrengung bekämpfen lassen…
..oder um es mit anderen Worten zu sagen:
„Stiiirb! Taaapeeete! Stirb!“
Die Schlacht geht weiter – „Gegen die Wand“. Ich glaube
zwar, Fatih Akın hatte damals etwas anderes im Sinn, als die Situation, die uns
gerade beschäftigt, aber dieser Titel ging mir heute mehrfach durch den Kopf,
als Moma und ich unseren Kampf weiterführten.
Wer den letzten Eintrag schon gelesen hat, dem muss ich die
gesamte Situation nichtmehr so wirklich schildern, das war ja nun wirklich ausführlich
genug am gestrigen Tage.. (und meine gichtig-gefühlten Hände tun auch wieder weh
genug..)
Eigentlich waren wir davon ausgegangen heute das gesamte
Schlafzimmer zu detapezieren und zu verspachteln, um anschließend Grundierung
in die Wand zu prügeln. (Eigentlich prügelt Moma die in die Wand ein, dafür bin
ich irgendwie zu unfähig, um das richtig ordentlich zu machen..).
Tjo, Pustekuchen! Ich erwähnte ja bereits die Tage die „sich
wehrende Bausubstanz“.. welch wunderbare, ignorante und unwissende Zeit das (vor-
oder vor-vorgestern..) war, als ich dachte es wäre anstrengend mal eine Stunde
lang so ein Stückchen Tapete über der Tür wegzukratzen..
Aaaber, eigentlich will ich heute nicht schon wieder die
ganze Zeit darüber rumjammern, das wir fast den ganzen Tag nur am Spachteln
sind, sondern auch mal zu den Sachen kommen, die echt awesome waren!
Derer sind es sogar eine ganze Menge, die ich nun hier
unpriorisiert in zufälliger Reihenfolge wiedergeben will:
Den Sonnenschein in meinem Herzen hat mir heute ein ganz
besonderer Herr bereitet, als ich bei meinem morgendlichen Besuch im Praktiker
war. Es ist so toll, dass ich es kaum in Worte zu fassen vermag, dass mir die
ehrliche und wirkliche Chance zuteil geworden ist, ein Individuum in freier
Wildbahn (also so gesehen eigentlich eher „Baumarktbahn“) beobachten zu dürfen,
dass zur Gattung der „„Three-Wolf-Moon“-Shirt-Träger“ (Anführungszeichenception!)
gehört. Um es kurz für alle zu erklären, die dieses Phänomen noch nicht kennen,
es ist ein Shirt mit drei Wölfen auf dem Frontprint, die den Mond anheulen. Der
Shirt-Träger verkörpert damit die totale, geballte Männlichkeit eines
One-Man-Wolfpacks, weshalb diese Shirts in erster Linie bei amerikanischen „White-Trash“-Südstaaten-Rednecks
verbreitet ist.. Leider (oder eher zum Glück?) sah der Kollege nicht aus, als
ob er es auf hipsterig-ironische Weise trägt. Genau das macht ihn aber zu einem
Original seiner Gattung, was die Sichtung zu einer Außergewöhnlichkeit macht!
Awesomeness Nummer zwei: Moma hat es nicht geschafft, sich
mit seinem Spachtel zu enthaupten. Er hat es versucht, er hat es nicht
geschafft. Awesome!
Nicht ganz so awesome war dagegen die Anlieferungszeit der Waschmaschine,
zu recht nachtschlafender Zeit.. Dafür durfte ich nun auch mal persönlich bewundern,
dass es wirklich Menschen gibt, die Waschmaschinen allein auf dem Rücken in den
zweiten Stück buckeln..
Sehr bewehrt hat sich heute die einzig wahre Empfehlung des „Anhalters“ (durch
die Galaxis).. ein Handtuch! Zwar führte dieses auch zur angesprochenen,
versuchten Selbstguillotinierung auf Seiten (oder sagt man dann Halsen?) Momas,
jedoch half es uns auch (bei einer Außentemperatur von gefühlten zwölfhundert
Grad Celsius) dabei, größere Mengen Schweiß aus den Augen und Mundwinkeln zu halten.
Vorteil der gesamten Situation ist dabei auch, dass man trotz der oralen
Anwendung von zwei bis drei Litern Wasser pro Stunde (- Disclaimer: leichte bis
mittelschwere Übertreibungen sind keine Seltenheit in den Zeilen dieses Blogs
und unterliegen der schöpferischen Freiheit des Autors! - ..getrunken haben wir
trotzdem genug Wasser.. ehrlich.. keine Sorgen machen, liebe Omi, Opi, Mutti, Vati
und alle anderen, die sich eventuell um unser körperliches Wohl sorgen könnten..
na, wer weiß noch, wie der Satz vor dem Einschub angefangen hat?) nur äußerst
sporadische Arbeitspausen einlegen muss, um die sanitären Anlagen (mit ihrer
Düsen-Jet-Spülung, ihr erinnert euch?) aufzusuchen.
Da wir aus lärmtechnischen Gründen unseren Feldzug gegen die
Tapete nicht bis tief in die Nacht hinein führen können, begab es sich heute
sogar mal dazu, dass wir ein richtig schönes Abendessen begehen konnten.
Einerseits schlaucht das Arbeiten an der Wand zwar megamäßig, andererseits kann
man auch nicht so richtig damit aufhören, wenn man einmal dabei ist..
Jedenfalls kamen das werte Fräulein Bauleiterin (mein Schwesterlein)
und ihre liebe Freundin Anne vorbei (der wir die Leiter zu verdanken haben, von
der ich heute fast wirklich mal gefallen wäre..).
Dabei hatten sie eine megamäßig leckere Riesenportion Sushi,
an dem ich bei meinen letzten Besuchen hier in Berlin großen Gefallen gefunden habe. So
saßen wir dann nach getaner Arbeit da und lachten und scherzten und Moma erzählte
zum Amüsement Aller die Geschichte vom Ingerslebener Holzbergzwerg.
Danach war dann eigentlich nurnoch ein kurzes Stündchen
Löcher verspachteln und Grundieren der „fertigen“ Wände angesagt, bevor wir uns
der neusten Folge Game of Thrones hingeben konnten.
Warum es eigentlich schon so spät ist, verstehe ich selbst
nicht so ganz, es könnte aber daran liegen, dass dieser Blog-Eintrag wieder
viel, viel, viel zu lang (und noch viel länger als eigentlich beabsichtigt)
geworden ist.. (Wahrscheinlich führen die guten Klickzahlen und eure tolle
Anteilnahme zu einem erhöhten Mitteilungsbedürfnis meinerseits..)
Achja! Der geheime Plan!
Da wir eigentlich ja schon morgen Nachmittag wieder gen Heimat
fahren wollten, um Freitag nach Mainz (damit ich das mit der dortigen
Wohnmöglichkeit ab Juni klarmachen kann) und Wiesbaden (Konzert.. was sonst..)
weiter zu gondeln, war die Befürchtung, dass wir das Zimmer nicht fertig
bekommen.. oder es schaffen, (für Moma das erste mal) in Berlin gewesen zu
sein, ohne irgendwas von der Berlin gesehen zu haben (abgesehen vom Fernsehturm
aus der Ferne.. aber das zählt ja nicht..). Also hab ich das mit der Wohnung per Telefon geklärt, den Konzibesuch
(leider, schweren Herzens..) abgesagt und wir bleiben bis wahrscheinlich Samstag Nachmittag
hier.
Heißt für euch: Nochmehr von meinem doofen Gesabbel lesen! (Für
den Fall, das überhaupt jemand bis hier unten durchgehalten hat.. ich befürchte
mal nicht, aber hey, auch so macht es mir sehr, sehr viel Spaß endlich mal wieder ein wenig zu schreiben!)
Jetzt aber ab ins Bett.. und morgen weiterspachteln! Wohoo!
(Wenn das nicht das schönste Schlafzimmer aller Zeiten wird, weiß ich auch nicht
weiter.. ich werd danach jedenfalls nie wieder irgendwo mal Tapete kleben
können, weil ich einfach weiß, was ich damit der Nachwelt antue..)
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these boots are made for working |
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alles gut dank Hut |
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- Moma informiert sich, was wir hier überhaupt tun - |
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Weapons of Wall destruction |
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work in progress |
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60 Watt Sun |
Soweit,
Lg & gute nacht!
Thomas
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Still
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Still
Remains – Of Love and Lunacy