Donnerstag, 24. Mai 2012

Redecoration – Episode 5 – Die Tapete schlägt zurück


Vor einer (nicht so übermäßig) langen Zeit, 
in einer hundertvier-jährigen Berliner Altbauwohnung.
Es ist eine dunkle Zeit für die Renovierung. 
Obwohl das erste Zimmer geschafft ist, 
haben imperiale Tapeten die Renovatoren in ihrem Vorstoß gehindert 
und zwingen sie in einen harten Stellungskrieg.

Nachdem er dem Wahnsinn eines Praktiker-Besuches entkommen ist, 
hat einer der Renovatoren ( unter Bauleitung seiner Schwester)
 jedoch einen neuen, geheimen Plan
 für die Fortführung der Arbeiten beschlossen.

Die teuflische Tapete 
– von Unmengen an Kleber gehalten – 
hat riesige Stellen an der Wand besetzt, 
die sich nur mit größter Kraftanstrengung bekämpfen lassen…


..oder um es mit anderen Worten zu sagen:
„Stiiirb! Taaapeeete! Stirb!“
 Die Schlacht geht weiter – „Gegen die Wand“. Ich glaube zwar, Fatih Akın hatte damals etwas anderes im Sinn, als die Situation, die uns gerade beschäftigt, aber dieser Titel ging mir heute mehrfach durch den Kopf, als Moma und ich unseren Kampf weiterführten.

Wer den letzten Eintrag schon gelesen hat, dem muss ich die gesamte Situation nichtmehr so wirklich schildern, das war ja nun wirklich ausführlich genug am gestrigen Tage.. (und meine gichtig-gefühlten Hände tun auch wieder weh genug..)
Eigentlich waren wir davon ausgegangen heute das gesamte Schlafzimmer zu detapezieren und zu verspachteln, um anschließend Grundierung in die Wand zu prügeln. (Eigentlich prügelt Moma die in die Wand ein, dafür bin ich irgendwie zu unfähig, um das richtig ordentlich zu machen..).

Tjo, Pustekuchen! Ich erwähnte ja bereits die Tage die „sich wehrende Bausubstanz“.. welch wunderbare, ignorante und unwissende Zeit das (vor- oder vor-vorgestern..) war, als ich dachte es wäre anstrengend mal eine Stunde lang so ein Stückchen Tapete über der Tür wegzukratzen..
Aaaber, eigentlich will ich heute nicht schon wieder die ganze Zeit darüber rumjammern, das wir fast den ganzen Tag nur am Spachteln sind, sondern auch mal zu den Sachen kommen, die echt awesome waren!

Derer sind es sogar eine ganze Menge, die ich nun hier unpriorisiert in zufälliger Reihenfolge wiedergeben will:

Den Sonnenschein in meinem Herzen hat mir heute ein ganz besonderer Herr bereitet, als ich bei meinem morgendlichen Besuch im Praktiker war. Es ist so toll, dass ich es kaum in Worte zu fassen vermag, dass mir die ehrliche und wirkliche Chance zuteil geworden ist, ein Individuum in freier Wildbahn (also so gesehen eigentlich eher „Baumarktbahn“) beobachten zu dürfen, dass zur Gattung der „„Three-Wolf-Moon“-Shirt-Träger“ (Anführungszeichenception!) gehört. Um es kurz für alle zu erklären, die dieses Phänomen noch nicht kennen, es ist ein Shirt mit drei Wölfen auf dem Frontprint, die den Mond anheulen. Der Shirt-Träger verkörpert damit die totale, geballte Männlichkeit eines One-Man-Wolfpacks, weshalb diese Shirts in erster Linie bei amerikanischen „White-Trash“-Südstaaten-Rednecks verbreitet ist.. Leider (oder eher zum Glück?) sah der Kollege nicht aus, als ob er es auf hipsterig-ironische Weise trägt. Genau das macht ihn aber zu einem Original seiner Gattung, was die Sichtung zu einer Außergewöhnlichkeit macht!

Awesomeness Nummer zwei: Moma hat es nicht geschafft, sich mit seinem Spachtel zu enthaupten. Er hat es versucht, er hat es nicht geschafft. Awesome!

Nicht ganz so awesome war dagegen die Anlieferungszeit der Waschmaschine, zu recht nachtschlafender Zeit.. Dafür durfte ich nun auch mal persönlich bewundern, dass es wirklich Menschen gibt, die Waschmaschinen allein auf dem Rücken in den zweiten Stück buckeln..

Sehr bewehrt hat sich heute die einzig wahre Empfehlung des „Anhalters“ (durch die Galaxis).. ein Handtuch! Zwar führte dieses auch zur angesprochenen, versuchten Selbstguillotinierung auf Seiten (oder sagt man dann Halsen?) Momas, jedoch half es uns auch (bei einer Außentemperatur von gefühlten zwölfhundert Grad Celsius) dabei, größere Mengen Schweiß aus den Augen und Mundwinkeln zu halten. Vorteil der gesamten Situation ist dabei auch, dass man trotz der oralen Anwendung von zwei bis drei Litern Wasser pro Stunde (- Disclaimer: leichte bis mittelschwere Übertreibungen sind keine Seltenheit in den Zeilen dieses Blogs und unterliegen der schöpferischen Freiheit des Autors! - ..getrunken haben wir trotzdem genug Wasser.. ehrlich.. keine Sorgen machen, liebe Omi, Opi, Mutti, Vati und alle anderen, die sich eventuell um unser körperliches Wohl sorgen könnten.. na, wer weiß noch, wie der Satz vor dem Einschub angefangen hat?) nur äußerst sporadische Arbeitspausen einlegen muss, um die sanitären Anlagen (mit ihrer Düsen-Jet-Spülung, ihr erinnert euch?) aufzusuchen.

Da wir aus lärmtechnischen Gründen unseren Feldzug gegen die Tapete nicht bis tief in die Nacht hinein führen können, begab es sich heute sogar mal dazu, dass wir ein richtig schönes Abendessen begehen konnten. Einerseits schlaucht das Arbeiten an der Wand zwar megamäßig, andererseits kann man auch nicht so richtig damit aufhören, wenn man einmal dabei ist..
Jedenfalls kamen das werte Fräulein Bauleiterin (mein Schwesterlein) und ihre liebe Freundin Anne vorbei (der wir die Leiter zu verdanken haben, von der ich heute fast wirklich mal gefallen wäre..).
Dabei hatten sie eine megamäßig leckere Riesenportion Sushi, an dem ich bei meinen letzten Besuchen hier in Berlin großen Gefallen gefunden habe. So saßen wir dann nach getaner Arbeit da und lachten und scherzten und Moma erzählte zum Amüsement Aller die Geschichte vom Ingerslebener Holzbergzwerg.

Danach war dann eigentlich nurnoch ein kurzes Stündchen Löcher verspachteln und Grundieren der „fertigen“ Wände angesagt, bevor wir uns der neusten Folge Game of Thrones hingeben konnten.
Warum es eigentlich schon so spät ist, verstehe ich selbst nicht so ganz, es könnte aber daran liegen, dass dieser Blog-Eintrag wieder viel, viel, viel zu lang (und noch viel länger als eigentlich beabsichtigt) geworden ist.. (Wahrscheinlich führen die guten Klickzahlen und eure tolle Anteilnahme zu einem erhöhten Mitteilungsbedürfnis meinerseits..)

Achja! Der geheime Plan!
Da wir eigentlich ja schon morgen Nachmittag wieder gen Heimat fahren wollten, um Freitag nach Mainz (damit ich das mit der dortigen Wohnmöglichkeit ab Juni klarmachen kann) und Wiesbaden (Konzert.. was sonst..) weiter zu gondeln, war die Befürchtung, dass wir das Zimmer nicht fertig bekommen.. oder es schaffen, (für Moma das erste mal) in Berlin gewesen zu sein, ohne irgendwas von der Berlin gesehen zu haben (abgesehen vom Fernsehturm aus der Ferne.. aber das zählt ja nicht..). Also hab ich das mit der Wohnung per Telefon geklärt, den Konzibesuch (leider, schweren Herzens..) abgesagt und wir bleiben bis wahrscheinlich Samstag Nachmittag hier.
Heißt für euch: Nochmehr von meinem doofen Gesabbel lesen! (Für den Fall, das überhaupt jemand bis hier unten durchgehalten hat.. ich befürchte mal nicht, aber hey, auch so macht es mir sehr, sehr viel Spaß endlich mal wieder ein wenig zu schreiben!)
Jetzt aber ab ins Bett.. und morgen weiterspachteln! Wohoo! (Wenn das nicht das schönste Schlafzimmer aller Zeiten wird, weiß ich auch nicht weiter.. ich werd danach jedenfalls nie wieder irgendwo mal Tapete kleben können, weil ich einfach weiß, was ich damit der Nachwelt antue..)

these boots are made for working
alles gut dank Hut
- Moma informiert sich, was wir hier überhaupt tun -
Weapons of Wall destruction
work in progress
60 Watt Sun
Soweit,
Lg & gute nacht!
 Thomas

 
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Trentemøller – The Last Resort
Voyager – Voyager
Still Remains – The Serpent
Still Remains – Of Love and Lunacy

1 Kommentar:

  1. Hallo Jungs, Hut ab, dass Ihr so durchhaltet!!!
    Eigentlich müsstet Ihr nun Wohnrecht bei Berlin-Besuchen auf Lebenszeit erhalten. Grüße auch an Tina. M.aus Arnstadt

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